Karl Eigenbauer


Mag. Karl Eigenbauer (er / ihm) war bis 2016 Lehrer für Englisch und Geschichte, Schüler*innenberater und Betreuungslehrer am Wiener Musikgymnasium sowie Lehrbeauftragter für Theaterpädagogik an der KPH Wien-Krems. Er ist zertifizierter Theaterpädagoge BuT® (=deutscher Bundesverband Theaterpädagogik), zeitweilig Lektor an der FH Wien im berufsbegleitenden Studiengang Personal- und Wissensmanagement und seit vielen Jahren Referent für Theaterpädagogik (Schwerpunkte: Dramapädagogik und Szenisches Spiel, Grundlagenarbeit, Improvisationstheater) in der Lehrer*innenfortbildung und im privaten Sektor im In- und Ausland.

Von 1997 bis 2016 war er Leiter der bundesweiten Lehrer*innenfortbildung „Sommerworkshop Darstellendes Spiel“ in Hollabrunn. Außerdem war er für die Co-Leitung und Konzeption von Lehrgängen (z.B. Kompetenzlehrgang „Drama in Modern Language Teaching“ des bm:bwk, Masterlehrgang „Theaterpädagogik“ an der KPH Wien-Krems etc.) verantwortlich.


Was war ein ganz besonderer Moment für dich beim Projekt MmF?

Da gab es einige. Besonders freut es mich, wenn einige meiner dramapädagogischen Anregungen von Studierenden in Projekten umgesetzt werden.

Ein ganz besonderer Moment war aber auch mein erstes, damals noch zweitägiges, MmF-Workshop im Mai 2017, als ich das Projekt kennenlernen durfte und Michael Eichmair selbst beim Seminar mitmachte, was auch mein aus den Zeiten meines eigenen Studiums in den 70erjahren stammendes Bild eines Universitätsprofessors zurechtrückte.

Ich hatte mir vorher nur schwer vorstellen können, dass mein theaterpädagogisches Angebot bei Mathematikstudierenden auf große Resonanz stoßen würde – wobei ich mir über die persönlichkeitsbildenden und sozialen Aspekte des Fachs, ebenso wie die didaktisch-methodische Eignung für viele Unterrichtsfächer wohl bewusst war, aber bei der Mathematik gab es von meiner Seite (mein eigener Mathematikunterricht liegt über 50 Jahre zurück) Berührungsängste. Das Seminar war aber dann, wie ich glaube, durchaus erfolgreich und hat mir (und, wie ich hoffe, auch den meisten Teilnehmer*innen) Spaß gemacht. Jedenfalls wurde ich wieder eingeladen und bin vorläufig immer noch dabei. Die Berührungsängste sind zum Glück verschwunden.

 

 

Mit welchem Symbol oder Gegenstand verbindest du das Projekt MmF?

Da müsste ich nach einem Symbol für Offenheit, Toleranz, Achtsamkeit, life skills, vernetztes und kritisches Denken, Neugier, Kreativität …suchen, wobei mir jetzt kein geeignetes Symbol, das all diese Begriffe umfasst, einfällt – am ehesten noch ausgestreckte Hände.

 
Was möchtest du den Teilnehmer*innen der Lehrveranstaltung mitgeben?

Der vor einigen Tagen 97jährig verstorbene große Theatermacher Peter Brook hat einmal gesagt: „Ich muss interessieren. Ich muss den anderen interessieren. Ich kann keinen anderen interessieren, wenn ich nicht selbst interessiert bin. Wir brauchen ein gemeinsames Interesse.“ (Peter Brook (1989): Wanderjahre. Berlin: Alexander Verlag, S. 324). Das gilt nicht nur für das Theater, sondern für jegliche Form von Unterricht. Und ich würde das speziell für Lehrpersonen noch erweitern: „Ich muss mich für den/die andere*n interessieren.“

Das Lehrer*innenbild hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Lehrer*innen müssen heutzutage diverse Aufgaben erfüllen und verschiedenste Rollen einnehmen. Das bedeutet für die  Lehrpersonen natürlich auch eine Umgestaltung der Rolle, weg von der Tafelzentriertheit hin zu Lerncoaches und Moderatoren, die über verschiedenste Kompetenzen verfügen müssen. Neben fach- und unterrichtsspezifischen Kompetenzen sind dies neben Konfliktkompetenz auch Auftrittskompetenz (die ich auf spielerische Weise in Ansätzen zu vermitteln versuche) und vor allem auch Kommunikationskompetenz. Die Beziehungsgestaltung im Klassenraum ist wohl grundlegend für gelingendes Lernen, wie man spätestens seit der oft zitierten Hattie-Studie weiß.

Ich selbst war Sprachen- und Geschichtslehrer und gerade in der Fremdsprache ist zum Abbau von Sprechhemmungen eine vertrauensvolle Lernatmosphäre äußerst wichtig, aber ich denke, das trifft auch für die Mathematik zu. Deswegen freut es mich auch, Teil dieses innovativen, großartigen Projekts sein zu dürfen, welches all dem Rechnung trägt, wie es sich ja schon im Namen „Mathematik macht Freu(n)de“ abbildet. 

 

Was möchtest du in nächster Zeit lernen?

Ich bin ja bereits pensioniert und kann daher tun, was mir Spaß macht (lesen, Kultur, wandern, Sport, Freunde treffen). Ich habe in der Pension kochen gelernt und koche täglich für meine Familie.

Daneben bin ich natürlich, da es mir noch immer Spaß macht, an Theater- und vor allem Dramapädagogik interessiert und bilde mich da auch noch fort. Gerade kürzlich war ich auf einem internationalen Kongress in Deutschland, wo ich eine Keynote und Workshops halten durfte und im Herbst steht eine internationale Tagung in Südtirol an. Auch ein internationales Buchprojekt in diesem Bereich ist in Schwebe.

Auch für Fremdsprachen interessiere ich mich immer noch. Schon lange will ich Italienisch lernen. Und mein in Jugendjahren erlerntes Klavierspiel (leider habe ich damals zu wenig geübt) möchte ich ebenfalls reaktivieren.